der bedeutendste Exeget des Spätmittelalters.
Diese Darstellung des Nicolaus de Lyra in einem Nachdruck der Schedelschen
Weltchronik zeigt die fatale Rezeption des exegetischen Werkes von Nicolaus
de Lyra, das aufgrund seiner Kompetenz in der hebräischen Sprache
und in jüdischer Literatur in Richtung antijüdischer Polemik
verstanden wurde. Eine Analyse seiner Schriften, insbesondere seines Hoheliedkommentars,
zeigt, dass er dem Judentum sehr aufgeschlossen gegenüberstand, es
nicht ausgrenzte, sonder in seiner Ekklesiologie einen Versuch des Brückenschlags
unternahm. Seine Rezeption des hermeneutischen Ansatzes des Dominikaners
Thomas von Aquin, die für einen Franziskaner nicht selbstverstandlich
ist, und damit die aristotelisch beeinflusste Exegese zeigen seine Aufgeschlossenheit
gegenüber neuen Entwicklungen.
In der Beschreibung des Lebens und Werkes des Nicolaus de Lyra im Werk von Bellarmin, De scriptoribus ecclesiasticis ist genau die Hälfte richtig: Nicolaus de Lyra war nicht jüdischer Abstammung, wie Bellarmin behauptet.