Ecclesia digitalis
Mein Internet-Tagebuch 1995
von
Franz Böhmisch
"Hier begegnen einander zwei Welten:
die zweitausendjährige Institution mit ihren mystischen Ritualen und ehernen
Gesetzen
- und der zeitgeistige Journalist am Internet-verbundenen Schreibcomputer.
Das wäre ein spannender und vermutlich sogar kreativer Gegensatz,
wenn die "Kontrahenten" damit offen und gelassen umgehen könnten."
Peter Paul Kaspar, Das Schweigen des Kardinals und das Begehren des
Kirchenvolkes,
Kulturverlag Thaur: Thaur - Wien - München 1995, S. 82.
Die Entdeckung der Langsamkeit und die Hektik des Internet
Ich liebe Tagebücher. Tagebücher sind ein Luxus der Langsamkeit,
des Wiederholens und Erinnerns in einem Sturm von Hektik und Aktivität.
Tagebücher brauchen Zeit. Abends sich hinsetzen und schreiben, was war, ist ein
Genuß.
Internet dagegen heißt: jede Stunde neue Informationen, Dutzende Briefe pro Tag,
Konversationsperioden von wenigen
Stunden, wo früher Wochen einhergingen, deadlines und permanent Neuigkeiten.
Die Perfektion des Zehnfingersystems wird zur Überlebensfrage und jenseits der
Höflichkeit entsteht die
drängende Frage, wessen email man beantworten muß und wer diese
Freundlichkeit nicht erwartet.
20 x (Nachdenken + Recherchieren + Tippen) = Kommunikations-Tagespensum.
Man wird verstehen: Internet und Tagebuch schließen sich aus.
Ich habe nun den Test nicht gemacht, ob es im Internet schon Diaries oder Tagebücher
zu finden gibt, das überlasse ich Ihnen ... Ich versuche der Schnelligkeit des Internet
zum Trotz aus den emails, den Tagebuchnotizen und den Erinnerungen des vergangenen
Jahres mein Internet-Tagebuch zusammenzustellen.
Im Buchgewerbe erlebte die Publikation von Tagebüchern gerade eine Renaissance.
Keine Literaturseite, kein Fouilleton ohne eine Referenz an dieses Genre.
Vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem bewußten Erleben des Verlebens der Zeit, das
hinter dieser Entwicklung steckt.
Wer wie ich das Internet-Boom-Jahr 1995 mit viel Aktivität im Netz durchlebte, hat
vielleicht ebenso das Gefühl,
daß es ein Innehalten braucht, ein Nachlesen dessen, was geschah. Wer gerade
dazustößt, mag froh
sein über die Gelegenheit, den Weg nachzugehen.
Ein Jahr WWW im Zeitraffer ...
Anfragen von Theologinnen und Theologen
In den letzten Monaten kamen viele Anfragen von Theologinnen und Theologen
aus anderen Fakultäten, wie man am besten eigene WWW-Seiten aufbauen kann. Aus
Zeitmangel konnte ich nur kurz antworten und kaum auf
die konkreten Detailprobleme eingehen. Auch die folgenden Einträge werden darauf
nur wenig Antworten parat haben, da die Situation überall anders ist.
Mit diesem Tagebuch möchte ich zudem zum Abschluß meiner WWW-
Verwalter-Tätigkeit:
- eine Dokumentation der Entwicklung in Passau und Linz liefern und
- Hinweise für interessierte Menschen aus den theologischen Fakultäten und
den Kirchen geben, welche Kontakte und technischen Hilfsmittel heranzuziehen
sind, um die Medien des Internet zu nutzen
Das Dokumentationsproblem in der Entwicklung des Internet
Ein weiteres Problem löst ein Tagebuch nebenbei. Es wird aus dokumentarischen
Gründen nicht mehr überarbeitet,
sondern nur noch ergänzt. Damit kann es eine wichtige Funktion im Internet
übernehmen. Es ist nämlich eine meiner Erfahrungen, daß im Internet
wenig Geschichtsbewußtsein herrscht (vgl. aber
Der Internaut)
und ein einmal erreichter Status nur kurze Zeit später nicht mehr
zu rekonstruieren ist, da die älteren Versionen der Daten nicht aufbewahrt
werden. Ein Theologe, der auf Jahrtausende zurückblickt, mit Keilschrifttafeln,
Pergamenten und Papyrus, Handschriften und Inkunabeln, Büchern und
Computerprogrammen zu tun hat, entwickelt notgedrungen ein Geschichtsbewußtsein
auch für Medien. Mein Kollege Hans Käser
wies mich oft darauf hin, daß das Buch als statisches Dokumentationsmedium den
Netzwerken und Digitalmedien (Disketten, CD-ROM, Wechselfestplatten) weit
überlegen ist. Um ein Digitalmedium archivieren zu können, muß man die
nötige
Gerätschaft, die Codierungsstandards und Druckertreiber, die
Bearbeitungssoftware und evtl. auch Peripheriegeräte aufbewahren. Was nützen
mir z.B. die 50 Apple/McIntosh Disketten, die ich aus dem Nachlaß des
verstorbenen Exegeten Prof. Dr. Günter Krinetzki sicherstellen konnte, wenn das
dafür in den 70er Jahren von Physikstudenten eigens geschaffene
Computerprogramm verloren gegangen ist? Mit komplizierten
Konvertierungsverfahren, in denen die Codierung der Sprachen Griechisch,
Hebräisch, Syrisch und Arabisch zu rekonstruieren ist, kann ich mich als Exeget
nicht belasten.
Daher mein erster Rat: Archivieren Sie in Ihren Fakultäten nicht nur
Papierpublikationen, sondern auch die EDV-Ressourcen, mit Hilfe derer an Ihrer
Institution gearbeitet wurde. Ein Beispiel: Viele Exegetinnen und Exegeten in
Deutschland nutzten zum Entwurf Ihrer Dissertation und Habilitation die
Programme WORD5 auf DOS und das Zusatzprogramm LOGOS. Für den
Ausdruck einer Druckvorlage für eine zweite Auflage muß manspäter auf
dieses nun schnell veraltende System
zurückgreifen und ist froh, die entsprechende Software nicht aus dem
Computersystem entfernt zu haben.
Ein großes Problem scheint diesbezüglich zu sein, daß die Rechte
für die
Texte bei den Verlagen liegen, diese (zumindest die in der Theologie relevanten)
sich jedoch um die digitale Dokumentation nicht im Geringsten kümmern. Jede
wissenschaftliche Arbeit der letzten 10 Jahre wurde auf Computersystemen
entworfen, es existiert jedoch weder bei den Verlagen noch in Zentren des
deutschen Wissenschaftssystems ein Archiv der Digitalmedien und digitalen
Hilfmittel (wenn es anders sein sollte, berichtigen Sie mich bitte).
Die auf Disketten bei den Autoren gesicherten Datenbestände sollten ebenso
gesichert werden, wie es üblich ist, Belegexemplare wissenschaftlicher Arbeiten
in Bibliotheken einzustellen.
Kurzbeschreibung von Diensten (Clients) im Internet
Eine Kurzbeschreibung der Internetdienste mag zunächst eine gute Hilfe sein:
telnet (rlogin): | Den eigenen Computer als dummes Terminal für die
Arbeit mit einem weit entfernten Computer benutzen.
|
netnews: | Um Mitteilungen aus den newsgroups (Foren) des USENET zu
lesen und darin zu posten.
|
email: | Elektronische Briefe schicken, empfangen und kommentiert
zurückschicken.
|
finger: | Angaben über Kennung der Netzteilnehmer suchen.
|
mailinglist: | Subskribieren, Briefe an zentrale Verteileradresse schicken und
Briefe der anderen Subskribenten von dort empfangen.
|
ftp: | "file transfer protocol": Dateien aus anderem Computer holen oder dort
ablegen.
|
archie: | Dateinamen nach Stichwort im Internet suchen.
|
gopher: | Hierarchisches menuegeführtes Verzeichnisstruktur von
Dateien.
|
veronica: | gopher-Menütitel nach Stichworten suchen.
|
WAIS: | Volltextsuche
|
World Wide Web: | Hypertextstruktur von Dateien mit frei definierbaren
Verknüpfungen zu anderen Dateien.
Benutzt http ("hypertext transfer protocol"): Konvention (Protokoll) der Dateivernetzung im
WWW.
|
Search Engine: | Programm im WWW zum Suchen nach Stichworten.
|
Der Weg ins Internet
November 1994
Angeregt von einem Lehrauftrag an der Katholisch-Theologischen Fakultät in
Linz zum Thema "Von der
Handschrift zum File. Computereinsatz in der
Exegese" im WS 94/95, in dessen Verlauf neben der Arbeit mit
Computerprogrammen zur Bibel auch die Nutzung der Kommunikationsstrukturen im
Internet zum Thema wurde, beantragte ich im Rechenzentrum der Universität
Passau die Einrichtung einer lokalen newsgroup für Theologie, die schließlich im
November 1994 unter dem Namen
uni-passau.theologie.misc
eingerichtet wurde und
nur in Passau gelesen werden kann. In Passau stellte das Rechenzentrum für alle
Fakultäten bereits die Netzdienste zur Verfügung, so daß es nicht mehr
nötig war,
um die Installation eines Netzsystems und den Anschluß an das Internet zu
kämpfen. Ich hoffe,
mit den Passauer WWW-Seiten für Theologie Anschauungsmaterial zur
Verfügung gestellt zu haben, das auch dazu dienen kann, zweifelnde kirchliche
oder staatliche Geldgeber mit Demo-Vorführungen zu überzeugen, daß die
Einrichtung dieser Kommunikationsstrukturen für die Zukunft der Theologie und
der Kirchen wichtig ist ...
Um solche Demo-Vorführungen durchführen zu können, genügt es
übrigens, daß
Ihnen jemand, der Zugang zum Internet hat, die HTML-Dateien auf Diskette
speichert und Sie sich ein HTML-Leseprogramm besorgen, das Dateien im
HTML-Format anzeigen kann, ohne eine Internetverbindung aufbauen zu
müssen.
Nach erfolgreicher Etablierung der newsgroup versuchte ich in Passau ein
Internet-Colloquium Theologie
zu begründen, was leider nicht gelang.
Dezember 1994
Ende Dezember ging an alle Lehrstühle, Studierende und Leser der
newsgroup eine email-Nachricht mit dem Aufruf zur Mitarbeit an einem Internet-Colloquium
Theologie.
Diese Initiative hatte aus mehreren Gründen keinen Erfolg, die zu wissen für
Aktivisten an anderen Institutionen manchen Frust vermeiden helfen kann:
- Neue Kommunikationsformen zu erlernen kostet Zeit und hält vom
Publizieren in herkömlichen Medien ab. Für Wissenschaftler gilt jedoch "publish
or perish", was auch Theologinnen und Theologen bewegt, sich nicht auf dieses
Glatteis zu begeben, solange diese neuen Wege nicht etabliert sind. Überzeugen
Sie also die Lehrer und Leiter ihrer Institution von der mittlerweile erfolgten
Etablierung der Internetmedien in Wissenschaft und Publizistik, bevor Sie eine
Initiative starten. Stellen Sie auch klar, daß und warum das Internet ein wichtiges
Koordinierungsmedium für Papier-Veröffentlichungen darstellt und daß
das
Fernstehen zunehmend Nachteile zur Folge hat.
- Studierende der Geisteswissenschaften haben oft wenig Erfahrung mit
technischen Geräten, meinen manchmal, sich durch die Wahl eines solchen
Studienganges aus den beängstigend schnell vor sich gehenden
Technologisierungsprozessen der Gesellschaft ausklinken zu können und werden
auch bisher nicht geschult, (neue) Medien zu benutzen.
- Die Instititionsmitglieder (Mitarbeiter, Studierende) sind (mit Recht) nicht bereit, selbst
Initiative zur Installation der Computersysteme und Netzdienste zu ergreifen,
sondern erwarten ein gebrauchsfertiges System, das bequem zu bedienen ist.
- Aktivisten lassen sich gerne ausnutzen und wirken daher sogar manchmal
negativ auf die Entwicklung, indem suggeriert wird, daß die Aktivitäten in
diesem
Bereich von einer Person übernommen werden und kein allgemeines Engagement
nötig sei. Stellen Sie jedoch klar, wieviel Zeit und Energie Sie als Aktivist
investieren wollen oder können und lehnen Sie eine Vereinnahmung ihres
Idealismus strikt ab, so daß niemand diese Probleme abwälzen kann: "Da kennt
sich doch der ... aus. Frag doch den mal ...". Überzeugen Sie die Mitarbeiter Ihrer
Institution
von der Effektivität eines gemeinsamen Einstiegs in das Internet.
- Sorgen Sie zuerst dafür, daß möglichst viele, wenn nicht alle
Mitglieder der Institution
eine Kennung haben und mit dem Gerät umgehen können.
Die Fakultät für Mathematik und
Informatik (FMI) der Uni Passau war unter
den
ersten, die in den WWW eingestiegen waren. Bereits 1993 entwarfen Informatiker
HTML-Seiten, installierten einen http-Server und bauten in universitäres
Informationssystem neben dem schon vorher existierenden
gopher
des Rechenzentrums
(RZ) auf. Die Strukturen und technischen Voraussetzungen waren also auch für
den WWW schon gegeben und daher nicht nötig, neben der Internetverbindung
über TCP/IP auch noch die Serversoftware zu besorgen, zu installieren und zu
konfigurieren. Mittlerweile ist das sogar mit PCs möglich, die man - so die
Empfehlung vieler Fachleute - unter LINUX laufen lassen sollte, das man fast
kostenlos erhalten kann.
Da ich für einen Aufsatz "Mit der Bibel ins Internet-Zeitalter" in der Linzer
"Theologisch-Praktischen
Quartalschrift (ThPQ)" Informationen zur Codierung von
Fremdsprachen brauchte, fragte ich in den lokalen newsgroups nach Adressen und
Informationen und erhielt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte, von
Martin
Ramsch
die ersten Informationen aus seinen
bookmarks
, die bis heute
ein großartiger Informationspool sind, den ich nur empfehlen kann.
YAHOO Religion
war einer seiner wichtigsten Tips, damals, als
diese Initiative noch ein studentisches Abenteuer war und edu statt com im
URL stand ...
Januar 1995
Nun gab es auch ein offizielles Placet vom Dekan der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität
durch ein Schreiben an den Dekan der FMI mit einer offiziellen
Bestätigung, für die Fakultät WWW-Seiten im Server einhängen zu
dürfen. Ich mußte
dazu jedoch Grundkenntnisse in UNIX erlernen, dem Betriebssystem, das auf
dem Passauer WWW-Server läuft. Dipl. theol.
Andreas
Schwenzer in Würzburg war kurz
vorher mit einer interessanten Liste von theologischen Fakultäten und
Bibliotheken ins Netz gegangen.
Februar 1995
Am 7. Februar 1995 konnte der Einstieg ins WWW losgehen.
Dipl. Inf. Klaus Schießl
(FMI) stellte die ersten Theologieseiten in Passau in den Server.
Man lernt recht schnell, HTML-Seiten zu schreiben. Zu der Zeit gab es noch keine Tabellen,
HTML 2 war der Standard - wiewohl noch nicht als Standard verabschiedet. Ich schrieb alle
HTML-Seiten ohne HTML-Editoren unter der Benutzung von Makros, die Umlaute
und Sonderzeiche
automatisch in
ISO8859-1
umwandeln. Anschließend werden die Dateien per ftp zum WWW-
Server transferiert und dort in die Unterverzeichnisse eingebaut. Mit
chmod o+r
werden die Zugriffsrechte auch für Leute, die nicht Mitglieder
der
WWW-Verwalter hier in Passau sind, freigegeben und schon besteht freier Lese-
Zugriff über den WWW auf diese Daten. Nicht in HTML codierte Seiten pflege
ich bisher im Verzeichnis
netztheologie
einzustellen, zunehmend jedoch im neuen
Archiv der Katholisch-Theologischen Fakultät
auf
dem Server MABUSE, wohin Sie auch selber Dateien über anonymous ftp stellen
können!
ftp-Server: mabuse.phil.uni-passau.de
Pfad: cd home/pub/theologie/incoming
put Ihre.Datei
Durch eigene Suche und die Hinweise von Martin Ramsch kam ich zu den
Metaseiten, die ich zum Ausgangspunkt der ersten
International Bible and Theology Gateways
machte:
Fast lauter Verweise auf englischsprachige Seiten, vormals in HTML 2.0 kodiert
und manchmal effektiver, als nach der heutigen Aufteilung in verschiedene
Dateien ,was vielleicht auch auf meine
Bibelwissenschaftsseite zutreffen mag.
Deutschsprachig existierte damals das
Verzeichnis deutschsprachiger theologischer
Fakultäten
und ein Verzeichnis von
katholischen
und
evangelischen
Fakultäten in Deutschland.
Auch ein Verweis zu
The Church and the Computer Culture
, einem
Vortrag von Papst Johannes Paul II. zum Weltkommunikationstag 1989, gehörte
von Anfang an zu den Überblicksseiten, um so etwas wie ein fortschrittliches
Medienbewußtsein der Kirche zu signalisieren. Theorie und Praxis liegen jedoch
weit auseinander ...
Den gopher, in dem schon Jahre lang theologische Informationen eingespeist
worden waren, habe ich bis heute weitgehend nur dann berücksichtigt, wenn die
Daten bleibend wichtig sind. Durch die Integration aller Dienste in den WWW
nach dem Codierungsprinzip:
protocol://server/pfad/dateiname.dateikennzeichen#marke
können auch ftp und gopher etc. bequem in HTML-Dateien integriert werden.
Eine wichtige theologische Quelle bis heute ist der
Electronic Mystics Guide (geänderter URL),
der so etwas wie eine Summe des theologischen Diskurses im Netz bis 1993 darstellt.
Ähnliches gilt für den ftp-Bereich für
wuarchive.wustl.edu
mit Bibeln und anderer wichtiger Literatur zum Bereich Religion.
Mein Wissen über das Internet bezog ich anfangs aus der Arbeit von
Christian Falckenberg: Internet - Spielzeug oder Werkzeug? Einführung in Grundlagen und Anwendungen mit Diskussion sozialer und gesellschaftlicher Aspekte. Im Verlauf des Proseminars zu Computereinsatz in der Exegese
kamen dann laufend Funde theologisch interssanter Seiten dazu: Die
Bodleian Library in
Oxford
und ihr
ftp-Server
oder der israelische Netzprovider
Netvision
, die Levant Cultural
Mulitmedia Servers, der mittlerweise ebenfalls eine neue Adresse hat.
Kabbalah Software
gab mir einen Begriff davon, was schon an
hebräischen Texten digital angeboten wurde und wie das Internet zur
Vermarktung beiträgt.
Ich war damals noch fleißiger Leser der newsgroup
soc.religion.christian.bible-
study
und erhielt aus dieser Liste fast keine interessante Information außer
das
Bible Software FAQ
von
Shawn G. Abigail, eine grandiose Übersicht über lieferbare Bibelsoftware, die
monatlich up to date gebracht wurde. Leider fand ich seit Mai 1995 bis Januar 1996 keine
neue
Version mehr, bis ich Ende Januar über die WWW-Seite eines norwegischen Kollegen
wieder darauf stieß.
Prof. Dr. Pierfelice Tagliacarne (Uni Eichstätt) schickte eines Tages per email den
Georgetown Catalogue of
Projects in Electronic Text
in zwei Teilen, da er für unsere mail-Programme etwas zu
lang war. Ich baute ihn wieder zusammen und archivierte ihn nach der Maxime:
Laß keine Information mehr verschollen gehen! Dieser Katalog ist eine gute
Ergänzung zum Buch von John J. Hughes: Bits, bytes, and biblical studies:
a
Resource Guide for the Use of Computers in Biblical und Classical Studies,
Grand Rapids, Michigan 1987 und gibt eine Basisinformation über die
Institutionen, die an Kodierung und Analyse der Bibel und verwandter Texte
arbeiten.
Über die
soc.culture.jewish
erhielt ich
die ersten Informationen über jüdische Internetaktivitäten und las vor
allem die
FAQs aus soc.culture.jewish mit Gewinn.
Ganz nervös wurde ich, als ich auf eine
Ausstellung orientalischer
Handschriften aus der Vatikanbibliothek
stieß, die mein Exegetenherz
höher
schlagen ließen. Wie ich neulich in der Zeitschrift "Die Welt" gelesen habe, wird
zur Zeit die Handschriftenabteilung der Vatikanbibliothek sehr professionell und
auch kommerziell, wie wir das von Rom her kennen (man pflegt Papstbücher bei
nichtkatholischen Verlagen zu verlegen, weil das mehr Geld bringt), digitalisiert.
Das
Book of Kells
in Dublin war für einen Liebhaber
illuminierter Handschriften genauso interessant wie später eine Demo des
theologischen Programms des
Bilderzyklus
von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle
, der nach einem Autor
übrigens von
Nicolaus de
Lyra
, einem der berühmtesten ma. Exegeten, beeinflußt sein soll.
Ungefähr
zur selben Zeit im Frühjahr 1995 konnte ich im Stift Reichersberg das Original
des Bibelkomentars Gerhoh von Reichersbergs bewundern und kam auf den
Gedanken, die Klöster des ehemaligen oder wenigstens des noch bestehenden
Rumpfbistums Passau mit seinen Bibliotheken über WWW zu inventarisieren.
Diese Arbeit steht noch aus, wenn auch mit einer
Karte des
Bistums Passau
schon ein Anfang gemacht wurde. Reichersberg, Metten,
Niederalteich ... wären wunderschöne Objekte für WWW-Seiten, aber erst
sollen
mal die Diözesen ihre Hausaufgaben machen und kirchliche WWW-Server
bereitstellen.
April 1995
Am 16. April 1995 wurde auf einer Pressekonferenz die Idee eines Kirchenvolksbegehrens
für die katholische Kirche Österreichs vorgestellt. Die Affäre um den
damaligen Erzbischof von Wien, Kardinal Groer, war in der heißesten Phase. In den
amerikanischen Mailinglists
kamen Fragen über Fragen, was da denn eigentlich los sei. In der Tat braute sich in
Österreich ein Kirchenkonflikt zusammen, der sich
noch gewaltig entladen sollte. Doch zurück zu der Frage des Einstiegs der Kirchen und
der Theologie ins Internet.
Als Exeget interssierte mich natürlich besonders alles, was zu Qumran im Internet
veröffentlicht wurde. 1994 gab es in den USA eine
Qumran-Ausstellung
,
die auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die schleppende Edition der
Handschriften durch zögerliche Wissenschaftler die Stimmung wieder aufhellen
sollte. Diese Ausstellung wurde durch einen WWW-Katalog für die
Öffentlichkeit
aufgeschlüsselt. Sogar das damals sensationelle Fragment aus MMT (Miqzat
Ma'aseh Hattora) war eingescannt und im WWW veröffentlicht worden. Und
Prof. Abercombie begann gerade Ende März mit der Veröffentlichung von
Bildmaterial zum Alten Orient.
Für einen Aufsatz der ThPQ Linz zum Thema "Bibel und Computer", den Prof.
Niewiadomski für das Juli-Heft angefordert hatte, suchten mein Kollege Christian
Dandl
(Linz) und ich seine Kontakte wiederbeleben, die er zu Prof. Talstra in
Amsterdam gepflegt hatte, als er zwei Jahre vorher die Diplomarbeit zu "Bibel
und Computer" schrieb. Es war verblüffend, wie schnell wir mit finger und
anderen Suchmethoden die email-Adresse von Prof. Talstra in Amsterdam
herausgefunden hatten und eine Grußadresse losschickten, die er auch prompt
beantwortete. Ähnliches wiederfuhr mir mit Prof. A.A. DiLella (Washington), der
den renomiertesten Kommentar zu
Ben Sira (Jesus Sirach)
geschrieben hat. In der damals noch einzigen Franziskanerliste ASSISI-L schrieb
er über eine neue englische Bibelübersetzung. Ich schrieb eine mail mit der
Bitte,
Kontakt zu einem Promoventen von ihm herzustellen. Seitdem können wir über
den Teich Tips austauschen, die unsere
Arbeit betreffen. Versuche, deutsche Professoren übers Netz zu erreichen, sind
weniger aussichtsreich.
Ich nannte gerade die Franziskanermailinglist. Die Orden waren die ersten in der
Kirche, die die Bedeutung der Netze für ihre weltweite Arbeit erkannten.
Franziskaner, Dominikaner und Jesuiten waren Anfang 1995 bereits präsent,
Benediktiner, Salesianer und andere kamen im Lauf des Jahres hinzu. Die
Franziskaner haben mittlerweile sogar fünf mailinglists laufen, um die
Kommunikation der Ordensmitglieder zu organisieren. Das Niveau von Assisi-L ist
mittlerweile ziemlich gesunken, weshalb mit FNET-L eine neue Liste speziell für
organisatorische Aktivitäten der Franziskaner gegründet wurde.
In Englisch kann man über die Liste
Catholic Resources on the net
und sonstige Verweiszusammenstellungen (siehe
Gateways)
Augustinus, Thomas von Kempen und andere religiöse Weltliteratur auffinden
oder auch die Enzykliken des Papstes.
Für die Entwicklung der Passauer WWW-Seiten besonders wichtig waren
Kontakte zu
Matthias Wagner,
einem evangelischen Pastor in Ach an der Salzach
(A) gegenüber Burghausen (BRD), der in der mailbox
Churchmail mitarbeitet, und Rolf-Valentin Jouaux
, der eines Tages mit dem Angebot
per email an mich herantrat, ob wir nicht
Radio Vaticana Kurznachrichten
im Server
einhaengen könnten. Das war für alle eine gute Sache, für RV, weil sie im
WWW
präsent waren, für die Passauer WWW-Seiten, weil das etwas war, was selbst
die
amerikanischen Fakultäten bisher nicht bieten konnten und promt dazu führte,
daß wir in die
einschlägigen amerikanischen Listen gerieten. Versuchen Sie mal, ihre fertigen
WWW-Seiten in die wichtigen Verteilerlisten Ihres Fachgebietes zu bringen! Für
mich brachten die RV-Kurznachrichten leider das Problem mit sich, daß ich die
mails meines Kollegen mit gewisser Regelmäßigkeit zweimal in der Woche im
Server einhängen mußte.
Auf die mailbox Churchmail, die damals über Internet nicht zugängig war,
mittlerweile jedoch einen
ftp-Server betreibt, waren wir in
Passau bei der
MISEREOR-Auftaktveranstaltung im
Februar 1995
zum Thema: Good News from Africa gestoßen, wozu
Hans Käser
, Jakob
Schöffberger und ich ein multimediales Computerprogramm geschrieben hatten.
Herr Stricker von MISEREOR machte uns auf Churchmail aufmerksam und auf
meine Nachfrage im USENET meldete sich der evangelische Pastor Matthias
Wagner, der auch das Informationsmaterial zur ökumenischen mailbox
Churchmail
immer wieder aktualisiert nach Passau geschickt
hat, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Hier ist eine gute Stelle, um das Vorurteil aufzugreifen, daß die Tätigkeit am
Computer Einsamkeit erzeuge. Durch empirische
Untersuchungen
ist
dieses Vorurteil ebenso wiederlegt, wie durch die eigenen Erfahrungen: Unser
Afrika-Quiz war ein Magnet für viele Jugendliche, die gemeinsam vor dem
Bildschirm saßen und Wetten zur Länderkunde Afrikas abschlossen. Ob
Computerprogramme Kommunikation oder Einsamkeit erzeugen, hängt auch
wesentlich von deren Gestaltung, den Inhalten und der Begleitung ab. Wenn den
Jugendlichen nichts anderes zur Verfügung steht als Ballerspiele, brauchen wir uns
über die Konsequenzen nicht zu wundern. Gute religiöse Programme
führen zu Kooperation. Ebenso führen
Netzkontakte irgendwann zu persönlichen Begegnungen, die dann
ganz reizvoll ausfallen können, weil man sich schon ein Bild vom Gegenüber
gemacht
hat.
Was Churchmail betrifft, hoffe ich, daß diese mailbox beizeiten auf Internetstandards
umsteigt und per telnet zugänglich ist, da Netzkenner prophezeien, daß es in zwei
Jahren das jetzige
mailbox-system ohne Internet-Anbindung kaum noch geben wird. Pfarrer Gerhard Reinders
hat neulich per email das Problem angesprochen, daß man die Angebote kaum noch
überschaue und keiner mehr von den neuen Schritten des anderen weiß. Es ist
daher m. E. dringend notwendig, wie in den USA ein Netzwerk der christlichen Netze zu
gründen:
In den USA gibt es weitverzweigte christliche Netzwerke, die sich
zum Ecunet zusammengeschlossen haben. Kaum eine katholische
Diözese ohne
HomePage! Ich verstehe nicht, warum in Deutschland bisher kaum offizielle Anstalten
gemacht wurden, Kirche in die Netzkultur zu
plazieren. 1996 sollen jedoch Aktivitäten der katholischen Medienarbeit starten.
Bis jetzt ist die einzig erwähnenswerte professionelle deutschsprachige katholische
Medieninstitution KATHPRESS in Wien (A). Die Arbeit in WWW und Internet
ist m.E. eigentlich eine originäre Aufgabe der professionellen Medienarbeit.
Mai 1995
- Der Mai war für die katholische Kirche Österreichs der Monat des
Kirchenvolksbegehrens. Vom 4. - 25. Juni dauerte die Eintragungsfrist in die Listen des
KVB. Richtwert für die Initiatoren waren 100.000 Unterschriften.
In der newsgroup de.soc.weltanschauung, die
mittlerweile aufgespalten worden ist, fanden sich immer wieder mal
Diskussionsbeiträge zum Thema, die jedoch manchmal eher hämisch als
konstruktiv kommentiert wurden. Am 5. Juli 1995 konnten der Öffentlichkeit 500.000
Unterschriften bekannt gegeben werden. Dieses Kirchenvolksbegehren hat die Situation der
katholischen Kirche in Österreich - und darüber hinaus - gewandelt (vgl. Hubert
Feichtlbauer, Der Aufstand der Lämmer. Zu den Fragen des Kirchenvolksbegehrens,
Holzhausen: Wien 1995; Peter Paul Kaspar, Das Schweigen des Kardinals und das
Begehren des Kirchenvolkes, Kulturverlag Thaur: Thaur - Wien - München 1995). Als
das Kirchenvolksbegehren in Deutschland anlief, gestalteten Aktivisten WWW-Seiten und
richteten eine Mailingliste kvb-l zu Diskussion und
Informationsaustausch ein. Damit war eine faszinierend einfache Möglichkeit der
Koordination und Information gegeben, die vor allem die Internationalisierung des KVB-
Gedankens stark befördert hat.
Juni 1995
Juli 1995 - Der Streit um de.sci.theologie
beginnt
Am 8. Juli 1995 startete der Passauer Theologiestudent Michael Brunn einen RfD (Request for
Discussion)
über eine wissenschaftliche Diskussionsgruppe zu Theologie im Usenet. Es war
kaum zu ahnen, daß dieser
RfD so kontrovers diskutiert werden würde. Zwar besitzt das Netz Netiquette und
Regeln, aber diese Regeln sind nicht rechtlich
einklagbar. Wenige engagierte Netznutzer, die Theologie nicht für eine Wissenschaft
halten und auch nicht mehr im
Fächerkanon der Universitäten haben wollen, versuchten mit viel Eifer, die
Gründung dieser Gruppe zu verhindern. Plötzlich
sollten die Theologen die Wissenschaftlichkeit ihres Fachs beweisen, bevor die Gruppe in der
sci-Hierarchie eingeordnet
werden könnte. Oft wurde dabei das Wissenschaftsverständnis des
angelsächsischen Raums herangezogen, wo science Naturwissenschaften
meint und die Geisteswissenschaften unter humanities fallen. Dagegen wäre prinzipiell
nicht sehr viel einzuwenden gewesen - die Titulatur
Wissenschaft ist auch nur eine Sprachregelung -, wenn nicht unmittelbar vorher Psychologie
und Pädagogik eine Gruppe in der sci-Hierarchie erhalten hätten, ohne
daß solche Streitfragen auftauchten. Es ging m.E. schlicht darum, Theologie aus dem
adäquaten Bereich des
USENET auszugrenzen.
Die Katholische
Glaubensinformation geht als ein Angebot der KTF der Uni Passau ins Netz.
August und September 1995
Urlaub reduzierte allerorten die Internet-Aktivität, wie sich auch an der Statistik der
WWW-Zugriffe der Theologie-Seiten am Passauer WWW-Server ablesen läßt.
Eine Israelreise verhinderte mich zudem, das Geschehen zu verfolgen. In dieser Zeit scheint
die Diskussion über de.sci.theologie
eine heiße Phase erlebt zu haben - die Initiative schien an der ablehnenden Haltung von
nur wenigen Gegner zu scheitern.
Die Diskussionen kreisten immer um dieselben Themen und wiederholten so manche Polemik
(von beiden Seiten).
Der RfD wurde dreimal durchgeführt (zweimal ist die Regel) und dann von Martin
Recke ein CfV (Call for Vote) im Usenet
eingebracht. Als nach dem zweiten Call for Vote das Verfahren durch die Wahl eigentlich
abgeschlossen war, kam plötzlich
noch ein Einspruch wegen angeblicher Formmängel. Der Moderator der Liste
de.admin.news.groups zögerte daher mit der
Einrichtung der newsgroup. Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember 1995, wurde der
newgroup-Aufruf losgeschickt. Mittlerweile ist die
Gruppe schon lebendiger und wird in Deutschland und Österreich (Graz) in den
newsservern geführt.
- Der Sommer war in Deutschland vom Streit um das sog. Kruzifixurteil geprägt.
Seit Ende August steht an der Iuristischen Fakultät der Uni Passau das Urteil im
Wortlaut im WWW zur Verfügung.
- Seit Mitte September betreibt KATHPRESS einen eigenen WWW-
Server mit neuesten Nachrichten aus der Kirche Österreichs und der Weltkirche.
- Radio Vaticana bekommt in Rom Internetanschluß.
- Das Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz stellt der Mailbox CHURCHMAIL,
KATHPRESS und der KTF der Uni Passau die jeweils neuesten Texte auf Diskette zur
Verfügung, um sie im Internet zu veroeffentlichen. Z.B. das neue Bibeldokument der
päpstlichen Bibelkommission.
- In Rom hat sich im September ein "Peace
Communication Network" gebildet, das Kern eines offiziellen katholischen Netzwerks
sein soll. Hauptsächlich aktiv dort sind Ordensleute (vor allem OFM, SFO) und die
Mitarbeiter der Vatikan-Post und Telekommunikationseinrichtungen.
Oktober 1995
- Der Verantwortliche der KATHPRESS für Netzkommunikation (W. Steidl) teilt
per email die Gründung einer Kontaktgruppe in Wien mit, die den Einsatz
von Netzwerken in der Kirche diskutieren und begleiten soll.
- Die Katholische Glaubensinformation Frankfurt (kgi) hat WWW-Seiten geschickt, mit Hilfe
derer Internetnutzer sich Briefe zu wichtigen Themen des katholischen Glaubens
schicken
lassen können und auch gegebenfalls über email in Kontakt zu den Mitarbeitern
der kgi treten
können. "Internetseelsorge" wird zu einem Thema.
- Eine Vorführung vor dem Generalvikar der Diözese Passau Hüttner,
Personalchef Dr. Meier, Leiter der EDV L. Maier,
GV-Assistent Dr. Pöschl, Dr. Wurster (Kirchliches Archiv), Prof. Dr. Donner
(Informatik),
Dr. Raabe (Leiter RZ Uni Passau) und einigen Informatikern zum Thema Kirche und
Organisationsstrukturen - Kirche und Neue Medien war ein guter Einstieg für die
Diözese Passau.
Die Informatiker stellten klar, daß die derzeitige Praxis, nach der jede Pfarrei ohnehin
schon eigene PC und Drucker etc. hat, recht
billig koordiniert werden kann. Ein Server im Zentrum genügt am Anfang.
Auf diesen können alle Pfarreien mit Modem und Telefonleitung zugreifen.
Dieser Zentralserver würde dann ans Internet angeschlossen.
November 1995
- FTP-Server für Theologie
Seit Mitte November steht in Passau nun auch ein ftp-Server für Theologie zur
Verfügung (zu ftp siehe unten). Das kann ein Umschlagplatz für Dateien
werden, die für Theologinnen und Theologen interessant sind.
Offiziell: Archiv der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität
Passau.
Im WWW zu erreichen unter ftp://mabuse.phil.uni-passau.de/pub/theologie/
ftp mabuse.phil.uni-passau.de [file transfer protocoll, Server MABUSE]
cd pub/theologie [change directory, Unterverzeichnis
THEOLOGIE]
ls [list: UNIX-befehl, entspricht dir in MSDOS]
Aus diesem sog. anonymous ftp-Server kann jeder Internetnutzer Dateien abrufen (egal
welchen Typus), die vorher dahin plaziert wurden, und außerdem eigene Dateien dort
ablegen und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen:
z.B.
get citation.txt [Hole Datei citation. txt: Internet Citation guide for
the
Humanities]
z.B.
cd incoming [change directory, Unterverzeichnis
INCOMING=Neueingänge]
ls [list=dir]
get B-HEBREW.FAQ.txt [hole die Basisnformationen der mailinglist BIBLE-
HEBREW]
put meine.Datei [schicke meine.Datei an mabuse.phil.uni-
passau.de]
I
Hin und wieder schaue ich dann im incoming-Verzeichnis nach und baue interessante Dateien
im Theologie-Verzeichnis ein bzw. lösche andere Dateien heraus. Schreibrechte (also
auch die Möglichkeit, Daten dorthin zu überspielen) bietet nur das incoming-
Verzeichnis, die anderen Verzeichnisse des Servers sind nur für Lesezugriff
geöffnet.
- Am Montag 20. November war der Leiter der Bischöflichen Pressestelle Passau,
Wolfgang Duschl, an der Passauer Fakultät und verschaffte sich einen Eindruck
von den Angeboten im WWW der KTF Passau. Wir diskutierten auch die Wege, die die arme
Diözese Passau diesbezüglich zukünftig beschreiten kann. Leider ist noch
nicht einmal das Ordinariat vernetzt, geschweige denn andere Einrichtungen.
- Karmelitenorden Linz im Internet
Seit 22. November ist der Karmeliten-Orden in Linz über das RISC-Linz (Uni Linz)
mit WWW-Seiten im Internet vertreten und bietet Informationen und Texte zu ihrem Orden
in vier Sprachen an. Verantwortlich ist:
Frater Roberto Pirastu , email: Roberto.Pirastu@risc.uni-linz.ac.at
Die Adresse (URL): http://info.risc.uni-linz.ac.at:70/1/misc-info/ocd/deu/ocd.htm
Der Ordensgeneral der OCD, der gerade im Kloster an der Landstraße zu Gast war, gab
seine Zustimmung zum
Projekt (der erste WWW-Site eines Ordens im deutschsprachigen Raum!). Ende des Jahres ist
eine Tagung der Ordensoberen in Rom zum Thema Internetkommunikation anberaumt, von
deren Ergebnissen mir noch nichts bekannt worden ist.
- Es existiert ein Arbeitskreis "Internet - Theologie - Ethik" in Linz, der von Frau Martha
Leeb von der Katholischen Hochschulgemeinde veranstaltet wird. Die Teilnehmer
beschäftigen sich mit der theologischen und ethischen Beurteilung der Entwicklungen
in der Netzkultur.
Dezember 1995
- Am 15. Dezember erschien ein Aufsatz von Franz Böhmisch, Mystische Welten.
Religionen im Internet, in: c't 1996, Heft 1, S. 102-104.
- 4. 12. 95 Die Wahl zu de.sci.theologie ist abgeschlossen, wird jedoch
angefochten: Es sei keine klare Alternative im Wahlzettel angezeigt gewesen, die "theologie"
unter "soc" = soziales einordnen würde, was viele auf den RfD gefordert hätten.
Die Bekanntgabe des Ergebnisses wurde daher vom Moderator für
de.admin.news.groups (d.a.n.g.), Lutz Donnerhacke, um eine Woche ausgesetzt. Er wartet
Reaktionen auf den Einspruch ab.
- 19.12.95 Am 15.12. teilte Herr Wessely aus Graz per email die
erfolgreiche Gründung der newsgroup de.sci.theologie mit. Am 19. 12.95 war die
Gruppe morgens bereits in Passau zugänglich, worauf ich gleich als erstes posting die
Ankündigung der MIKRA-Mailinglist zu Bibelwissenschaft hineinschickte.
Im Dezember 1995 ging einer meiner schon lange gehegten "Träume" endlich in
Erfüllung:
Eine eigene Mailingliste zu Bibelwissenschaft in Passau nahm Gestalt an.
Mikra bietet den
Exegetinnen und Exegeten deutscher Zunge
die Möglichkeit, Informationen auszutauschen und zu diskutieren. Neben einer sehr
fachbezogenen Mailingliste
zu Ben Sira in Salzburg und der Liste zum Kirchenvolksbegehren war das meines Wissens
die dritte
deutschsprachige Mailingliste, die im Januar 1996 langsam Fahrt aufgenommen hat und mit
jedem Monat
neue Abbonenten gewinnt. Ich hoffe, daß die Mailinglist von den Bibelauslegerinnen
und -auslegern als
Hilfsmittel angenommen und genutzt wird.
Das Internet-Konzept Theologie an der Uni Passau ist nun vollständig realisiert. Mit
weltweit gut aufgenommenen WWW-Seiten [http://www.ktf.uni-passau.de/], einem eigenen
ftp-Server zum Austausch von Theologie-Software [ftp://mabuse.phil.uni-
passau.de/pub/theologie] und einer deutschsprachigen Mailingliste für
Bibelwissenschaft und Grenzgebiete [HomePage http://www.uni-
passau.de/ktf/bibel/mikra.html; Subskription durch eine email an
majordomo@mabuse.phil.uni-passau.de mit leerer Subject-Zeile und dem Inhalt:
SUBSCRIBE MIKRA Kennung] steht der deutschsprachigen Öffentlichkeit nun die
Möglichkeit zur Verfügung, sich über das Internet Informationen zu
Theologie und Kirche zu verschaffen, sowie Texte, Programme und Informationen
auszutauschen
- Die Initiative Freunde des Tur
Abdin in Linz begründete eine neue Zeitschrift. Es war interessant, zu erleben, wie sich
syrische Christen,
die nach USA, Kanada oder Europa ausgewandert waren, über diese WWW-Seiten
gefunden und Kontakte aufgebaut haben.
Januar 1996
- Seit 1.1.1996 hat der Vatikan einen
eigenen Server (ohnehin spät!) mit dem
URL http://www.vatican.va/
In einigen Sprachen werden Begrüßungsworte des Papstes zur Verfügung
gestellt.
Radio Vaticana betreibt nun einen englischen WWW-Server in London (beim World Radio
Network).
- Churchmail ist mittlerweile auch in Österreich per Modem und Telefonleitung zu
erreichen.
- Die Theologisch-praktische
Quartalschrift (ThPQ) in Linz ist seit 20.1.1996 im Internet vertreten. Es ist daran
gedacht, die Kommunikation mit den Lesern über das Internet weiter auszubauen.
- Am 31. 1. 96 stellte die Bischöfliche Pressestelle den ersten Pressebericht für das Internet zur
Verfügung.
Für Interessierte aus der näheren Umgebung stellen diese Informationen des Ordinariats
Passau sicher eine
interessante Quelle dar.
Michael Brunn tritt nun als neuer WWW-
Verwalter der Katholisch-theologischen Fakultät Passau seinen Dienst an.
Er ist daher die richtige Adresse für Vorschläge oder
Änderungswünsche.
Für Schullehrer des Landes Oberösterreich entsteht gerade in Linz am
Institut für Schule und neue
Technologien ein WWW-Server, bei dessen inhaltlicher Gestaltung ich nun
mitarbeiten werde.
Neben den WWW-Seiten für
Religionslehrer werde ich weiterhin Seiten zu
Bibelwissenschaft betreuen. Ob diese
Seiten in
Passau oder in
Linz fortgeführt
werden,
wird sich zeigen, indem Sie klicken ...
Mit herzlichem Gruß,
Franz
Böhmisch
Version 1 vom 2.2.1996
http://www.ktf.uni-passau.de/mitarbeiter/boehmisch/tagebuch.html