Die Kapitel des Buches Kohelet
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Koheletausgaben im WWW
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Wichtige Ressourcen zu Kohelet
-
Thomas Krüger, Das
Buch Qohelet im Kontext der Jüdischen Literatur des 3. (und 2.) Jahrhunderts
v. Chr. (PDF)
-
Bernon Lee, A
Specific Application of the Proverb in Ecclesiastes 1:15, in: JHS
1, 4 (1997)
-
Boli, Theodora,
Olympiodor, Diakon von Alexandria, Kommentar zum Ekklesiastes : eine kritische
Edition (http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/4884)
-
Michael V. Fox,
What
Happens in Qohelet 4:13-16, in: JHS
1, 4 (1997)
Mit Hilfe polarer Strukturen kann weisheitliches Reflektieren tradierte
Weisheit und kritische Anfragen aus empirischer Beobachtung korrelieren.
Bei Kohelet wird eine traditionelle Weisheit (Pol A) mit einer eigenen
Beobachtung konfrontiert (Pol B) und nun nicht einfach die Gültigkeit
der Schlussfolgerung gegenüber der traditionellen Weisheit behauptet,
sondern beides als "Windhauch" relativiert. Selbst diese neuentdeckte "Kohelet-Weisheit",
die aufgrund eigener Beobachtung kritisch zur tradierten Weisheit steht,
hinterfragt Koh wiederum in Hinblick auf andere Beobachtungen und kommt
zu der Entscheidung, dass auch diese abgeleitete Weisheit wiederum "Windhauch"
sei. Als Beispiel sei Koh 2, 11-17 herausgegriffen:
11 Doch dann dachte ich nach über alle meine Taten, die meine
Hände vollbracht hatten, und über den Besitz, für den ich
mich bei diesem Tun angestrengt hatte. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch
und Luftgespinst. Es gibt keinen Vorteil unter der Sonne.
12 Ich dachte nach, indem ich beobachtete, was Wissen wirklich ist
und was Verblendung und Unwissen wirklich sind. Außerdem: Was für
ein Mann wird auf den König folgen, den sie einst eingesetzt haben?
13 Ich beobachtete: Es gibt einen Vorteil, den das Wissen bietet, aber
nicht das Unwissen, wie es einen Vorteil gibt, den das Licht bietet, aber
nicht die Dunkelheit: 14 Der Gebildete hat Augen im Kopf, der Ungebildete
tappt im Dunkeln. Aber ich erkannte auch: Beide trifft ein und dasselbe
Geschick. 15 Da dachte ich mir: Was den Ungebildeten trifft, trifft also
auch mich. Warum bin ich dann über die Maßen gebildet? Und ich
überlegte mir, dass auch das Windhauch ist. 16 Denn an den Gebildeten
gibt es ebensowenig wie an den Ungebildeten eine Erinnerung, die ewig währt,
weil man schon in den Tagen, die bald kommen, beide vergessen wird. Wie
ist es möglich, dass der Gebildete ebenso sterben muss wie der Ungebildete?
17 Da verdross mich das Leben. Denn das Tun, das unter der Sonne getan
wurde, lastete auf mir als etwas Schlimmes. Denn es ist alles Windhauch
und Luftgespinst.
Mit Hilfe solcher Polaritäten baut Kohelet Relativierungsketten zu
Positionen traditioneller Weisheit auf. Doch er endet nicht im Nihilismus.
Er relativiert und überwindet auch seinen krisenhaften Lebensüberdruss
aufgrund der Beobachtung von Glück im Leben des Menschen. Da für
Kohelet Gott zwar ferne ist, dessen Letztverantwortlichkeit für die
Schöpfung aber trotz aller Relativierungen nicht zur Disposition steht,
ergibt sich als letzte Polarität die zwischen dem "Windhauch" (hebräisch
"hebel"),
der allen Phänomenen zu eigen ist, und dem Glück, das als Geschenk
Gottes im Leben des Menschen auch beobachtet werden kann.
vgl. J. A. Loader, Polar structures in the
Book of Qohelet (BZAW 152), Berlin/New York 1979.
"But this polar relation differs from all the others in
that joy
is not merely an antithesis of hebel but a consequence
thereof."
[Loader, Polar structures, 111.]
Dieses Glück zu ergreifen ist für Kohelet der Anteil am Leben,
den Gott schenkt:
Koh 3, 12-13: 12 Ich hatte erkannt: Es gibt kein in allem Tun gründendes
Glück, es sei denn, ein jeder freut sich, und so verschafft er sich
Glück, während er noch lebt, 13 wobei zugleich immer, wenn ein
Mensch isst und trinkt und durch seinen ganzen Besitz das Glück kennenlernt,
das ein Geschenk Gottes ist.