Die Unterscheidung von Proto- und Deuterokanonischen Schriften bezog sichanfänglich
nicht nur auf das Alte Testament, sondern auch auf dasNeue Testament. So
wurde z.B. von Cornelius de Lapide der Hebräerbriefals deuterokanonischer
Bestandteil des NT betrachtet. Da sich in den letztenJahrhunderten der
Bestand des Kanons des NT gefestigt hat, ist die Unterscheidungvon proto-
und deuterokanonischen Schriften aus der ntl. Exegese verschwunden.
Im Alten Testament unterschied man von jeher drei Gruppen von Schriften:
jene Bücher, die in der hebräischen Bibel stehen,
jene Bücher, die zusätzlich in die griechische Übersetzungaufgenommen
wurden, sowie Zusätze zu einigen Büchern der hebräischenBibel,
Bücher, die zeitweilig kanonischen Ansehen genossen, durch definitiveEntscheidungen
der Kirchen jedoch nicht mehr dem Kanon zugerechnet werden,z.B. das Henochbuch
in der äthiopischen Bibel, das Gebet des Manassein der Vulgata (der
lateinischen Bibel).
Diese drei Schriftengruppen erfahren nun eine unterschiedliche Wertung:
Die erste Gruppe bildet die protokanonischen Schriften - ihre Zugehörigkeitzum
Kanon ist in allen Kirchen anerkannt.
Die zweite Gruppe ist in den protestantischen Kirchen umstritten, zumeistnur
als Anhang an das AT diesem beigefügt, und wird nicht als kanonischanerkannt
und in dieser Tradition als "Apokryphen / apocrypha" bezeichnet.
Die dritte Gruppe wird bei fast allen Kirchen aus dem liturgischen Gebrauchim
Gottesdienst ausgeschlossen und höchstens zur Erbauung oder Meditationund
natürlich zum wissenschaftlichen Studium genutzt. Diese Schriftenheißen
in der protestantischen Tradition "Pseudepigraphen / pseudepigrapha",in
der katholischen Tradition jedoch "Apokryphen / apocrypha".
Es gibt hier also eine konfessionell bedingte unterschiedliche Benennungder
einzelnen Schriftenkorpora, die mit der unterschiedlichen Wertung dieserSchriften
einhergeht. Tabellarisch zusammengestellt ergibt sich folgendesBild: